Genug ist genug
Bürgerinitiative Kein Görzhausen IV – stopp den Flächenverbrauch! e. V.
Die Flächen-
versiegelung muss aufhören
Klimanotstand
In Zeiten des Klimanotstandes, den die Stadt Marburg erkannt hat, halten wir es für unverantwortlich, den Industriestandort weiter auszubauen.
Flächenverbrauch
Für Michelbach und Dagobertshausen bedeutet die Erweiterung des Pharmastandorts eine zusätzliche, nicht unerhebliche Flächenversiegelung, welche sich, beispielsweise durch induzierten Verkehr, auf die gesamte Region auswirkt.
Fachkräftemangel
Der Fachkräftemangel ist auch in der Region Marburg-Biedenkopf schon jetzt spürbar hoch. Ein weiterer Ausbau über Görzhausen III hinaus wird weitere Fachkräfte an diesem Standort binden, die anderswo fehlen. Das werden vor allem die Gewerbetreibenden im Kreis zu spüren bekommen.
Nachmeldung zur Aufnahme in den Regionalplan
Nach dem BVerwG-Urteil zum Rewe-Logistikzentrum Wölfersheim (Az.: 4 C 6.21) ist klar: die rechtlichen Hürden für eine Zielabweichung nach Bestandskraft des aktuell in Aufstellung befindlichen Regionalplanes Mittelhessen sind künftig höher.
Dies dürfte einer der Gründe sein, aus denen die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Marburg zwei Jahre nach Ablauf der Frist für die Abgabe von Stellungnahmen zur ersten Offenlage die Nachmeldung von GH IV in der Gemarkung Dagobertshausen beschlossen hat (22.03.2024; VO/1791/2024).
Keine Erweiterung der Industrie- und Gewerbeflächen.
Kein Ausspielen der Stadtteile gegeneinander.
Moischt, Michelbach oder Dagobertshausen?
Diversität in der Standortplanung
ist wirtschaftlich wie auch politisch gesehen wichtig. Der Anschlag auf das Tesla-Werk, das Vorgehen der russischen Streitkräfte gegen kritische ukrainische Infrastruktur, die Gefährdung der Produktion bestimmter Industriezweige einschließlich der industriellen Energiegewinnung bei zunehmenden klimatischen Extremereignissen wie Dürren oder Hochwasser (z. B. war die Erzeugung von Strom durch Atomenergie in Frankreich in den letzten Jahren oft nicht möglich) zeigen überdeutlich, wie gefährdet das wirtschaftliche und das zivile Leben ist, wenn sich (insbesondere systemrelevante) wirtschaftliche Sparten jeweils in einer Region zusammenballen.
Wachstumsdoktrin des Marburger Magistrats
muss kritisch begegnet werden. Der bei weiterem unbegrenztem Wachstum des Industriestandorts Görzhausen (jetzt in Richtung Görzhausen IV und wohl bald in Richtung Görzhausen V) enorme Wasserverbrauch gerade der Pharmaindustrie gefährdet einerseits die ausreichende Wasserversorgung in den Wäldern östlich von Marburg. Andererseits ist dieser Industriezweig bei längeren Trockenperioden seinerseits umso mehr gefährdet, je größer er wird. Dennoch heißt es aus dem Magistrat, Marburg müsse der Industrie ja immer Flächen anbieten können. Wie lange soll diese Zerstörung von Ackerflächen, Wald, Natur noch weitergehen? Wie lange wollen Stadtverordnete, welche die Zusammenhänge sehen, dazu noch schweigen?
Wirtschaftsethische Bedenken
Auch bezüglich der sicherlich in weiten Teilen für den Menschen sehr nützlichen und relativ ‚sauberen‘ Pharmaindustrie ist kritisch zu fragen, in welchem Interesse was produziert bzw. entwickelt werden soll. Wir stellen enttäuscht fest, dass es in Marburg, einer Universitätsstadt mit den Traditionssträngen von Humanismus, protestantischer Theologie und bewährten kritischen Gesellschaftswissenschaften diesbezüglich nur verschwindend kleinen Spielraum und kaum Interesse an einer ethischen Fragestellung zu geben scheint.
Die Grenzen des Wachstums
Wenn mehr als 50 Jahre nach der Studie des Club of Rome immer noch an der Wachstumsdoktrin (s.o. Nr. 3) festgehalten und in diesem Zusammenhang von Wohlstand gesprochen wird, wird unseres Erachtens übersehen, dass der Begriff „Wohlstand“ weit mehr umfasst als die ökonomische Dimension. Je näher z. B. in Michelbach und Dagobertshausen die Industrie an die Wohnbezirke heranrückt, je geringer die naturnahen Flächen sind, je dichter der Verkehr wird, desto geringer wird der Wohlstand der Menschen im qualitativen Sinn.
Ökologischen Folgewirkungen
Die enormen ökologischen Folgewirkungen der derzeit erwogenen Planungen bezüglich Wasserverbrauch, Energieverbrauch, Flächenverbrauch, Verkehrsbelastung, klimatischer Veränderungen, Lichtverschmutzung, Artenvielfalt usw. scheinen in ihrer Bedeutsamkeit im Zeitalter der zunehmenden Einsicht in die Situation des Weltklimas gegenüber den wirtschaftlichen Interessen nachgeordnet zu werden. Der Grundsatzbeschluss, Marburg als Klimanotstandsgebiet auszuweisen, verdreht sich ganz offensichtlich in das Gegenteil; er wird pervertiert!